Wie finde ich ein passendes Zielfernrohr für Drückjagd, Treibjagd, Pirsch? Dazu finden wir zuerst einmal den Zweck heraus….
Aber zuerst ein kurzes Vorwort: Wenn “alte Hasen” diesen Text lesen und sich über die “seichte Normalsprache” wundern – mea culpa – er ist geschrieben für die Jungjäger(innen) [weiterhin alle als JJ bezeichnet und wir sagen hier mal “Du”]. Und als JJ ist man eben noch nicht so tief im historisch gewachsenen Jägerjargon verwurzelt. Kommt ja noch!
Also finden wir den Zweck heraus, um ein passendes Zielfernrohr für Deinen ganz speziellen Zweck zu finden. Dieser leitet sich ganz einfach von der Jagdart ab, die Du ausüben möchtest: Drückjagd, Treibjagd, Pirsch , Ansitzjagd oder Nachtjagd?
DRÜCKJAGD, TREIBJAGD, PIRSCH
Freudig winselnde Jagdhunde, auffällig neongelb und orange gekleidete Frauen und Männer mit Rasseln und Ratschen in den Händen, Lagerfeuer und Jagdhornbläser – eindeutig, Du befindest Dich auf einer Gesellschaftsjagd! Bald gehen die Treiberketten durch den Wald und versuchen Dir als Schützen (und damit ist nicht Dein Sternzeichen gemeint!) die verborgenen Rehe, Füchse und Wildsauen vor die Büchse zu treiben auf dass Du sie meist direkt aus der Bewegung erlegen mögest. So der Plan – oft versucht, vielfach misslungen! Aber was kann man denn falsch machen? Ganz einfach: falsche Optik, keine Übung oder beides!

Bei der Übung können wir Dir nicht helfen, das Schießen auf den “laufenden Keiler” machst Du hoffentlich regelmäßig auf einem dafür ausgerüsteten Schießstand. Bei der Optik & Ausrüstung, das ist unser Ding! Für die Drückjagd benötigst Du ein Zielfernrohr (ZF), auch oft als Drückjagdglas bezeichnet, das erst einmal bestimmte Dinge können muss (gute Bildbrillanz, Lichttransmission, Sehfeld, Kontrast, Randschärfe und Farbtreue setzen wir bei unseren Gläsern als gegeben):
Vergrößerung: Wird zum Beispiel angegeben als 1-5 x 24, was regelbare Vergrößerung zwischen gar nicht = 1-fach bis 5-fach bei einem Objektivdurchmesser von 24mm bedeutet . Diese möglichst niedrige Vergrößerung im ZF ist ganz wichtig, da Du ja in Deiner allernächsten Nähe, also wenige Meter um Dich herum bis zu einer Distanz von bis zu 30-50 m zum Schuss kommen möchtest. Hier macht es also keinen Sinn, mit Vergrößerungen von mehr als 2,5 zu arbeiten, da Dein Sehfeld doch dann deutlich eingeschränkt ist und zusätzlich eben eine Vergrößerung des Bildes entsteht. Willst Du aber nicht. Es soll ja quasi ein randloses Bild, eben als wenn Du OHNE ZF mit beiden Augen offen schaust, trotz des ZF bestehen, um das Umfeld des eigentlichen Ziels gleichzeitig im Blick zu behalten – denn aus dem einen, kleinen Überläuferkeiler kann schnell eine ganze Rotte werden. Hier wird letztendlich auch nicht mittels Fadenkreuz gezielt, obwohl es je nach Modell vorhanden ist, sondern mit dem Leuchtpunkt. Ein reines Leuchtpunktvisier ist z.B das aimpoint mircro H2 – klasse Ding, haben wir auch wechselweise in Benutzung! PIRSCH: Du schleichst leise durch den Wald, versuchst das Wild anzupirschen. Da Du ja nicht wissen kannst, was hinter dem nächsten Busch oder Baum auf Dich wartet, also in welcher Entfernung das Stück (Reh, Schwarzkittel, Fuchs, Dachs usw.) von Dir entfernt stehen wird, ist eine einstellbare Vergrößerung beim Drückjagdglas eine feine Sache. Du willst ja das Ziel optisch “heranholen” können, da Du dich ja nicht weiter unbemerkt annähern kannst. Um einen waidgerechten, ordentlichen, schnell letalen (tödlichen) Schuss anzutragen (zu platzieren), solltest Du die Vergrößerung lautlos und auch mit Handschuhen ändern können. Die optische Vergrößerung für Schüsse bei der Pirsch im gewöhnlichen Wald- und Feldrevier sollte auf jeden Fall von 1-fach bis 6-fach gehen, damit Schüsse bis ca. 100m (und bei diesen Entfernungen bitte nur angestrichen (am Baum angelehnt) oder auf dem Schieß- oder Zielstock aufgelegt) noch kontrolliert möglich sind. Ein Glas mit der Vergrößerung 1-fach bis 6-fach ist also eine gute Entscheidung für Drückjagd & Pirsch. Mit einer “Spezialität” wie dem Swarovski Z8i Drückjagdglas, dass sogar eine Verkleinerung mitbringt (0,75-6×20) hat man durch den deutlich größeren Sichtbereich einen gewaltigen Vorteil – was aber auch seinen Preis hat. Eine Vergrößerung ab 2,5 bietet sich für den JJ eben auch an in Form eines Kombiglases 2,5-10×50 zum Beispiel, wenn er neben dem Ansitz auch schon mal an einer Drückjagd teilnehmen kann. Aber ganz ehrlich, ja, geht… Aber wer dann bei einem freundlichen Jäger auf der Gesellschaftsjagd einmal durch ein Drückjagdglas blicken durfte, möchte dann auch eines haben.

Objektivdurchmesser: Wird zum Beispiel angegeben als 1-6 x 24. Also in diesem Fall 24mm. Vollkommen ausreichend! Wir jagen nur tagsüber, brauchen hier also keinen großen Lichtsammler, sondern eher etwas Leichtes. Jedes Gramm Zusatzgewicht über Stunden durch den Welt getragen macht sich bemerkbar. Was eher wichtig ist, ist das Absehen:
Absehen in der 2. Ebene: Das Absehen (Fadenkreuz oder sonstige zur Zielerfassung im Glas befindliche Markierungen) dient beim Drückjagdglas eindeutig zum schnellen, sichern Ziel aufnehmen! Und das Absehen sollte sich beim schnellen Vergrößerungverstellen auch nicht in seiner Größe ändern. Bei früheren und auch heute im unteren Preissegment befindlichen ZF (Zielfernrohren) hat(te) man ein Problem: Drehst Du am Vergößerungsregler, wird nicht nur das Bild des Ziels größer, sondern dummerweise auch das Absehen. Das Absehen sollte sich aber eigentlich nicht vergrößern, denn je größer es wird, desto mehr vom Ziel verdeckt es – ein Teufelskreis! Kaufst Du also eine der günstigeren Optiken, empfiehlt es sich, auf das Absehen in der ersten Bildebene zurückzugreifen, da hier Produktionsmängel nicht so starke Auswirkungen haben. Diese ZF mit Absehen in der 1. Bildebene führen wir aber nicht bei Jagdabsehen. Verwendest Du also ein ZF mit einem Absehen in der 2. Bildebene. Optiken aus dem mittleren Preissegment bekannter Markenhersteller sind für den JJ bereits sehr gut und vollkommen ausreichend, gerade beim Drückjagdglas steht hier aimpoint ganz weit vorne, Vixen hält aber mit seinem 1-6-Glas preislich und qualitativ super mit!
Leuchtpunkt: Drückjagdglas ohne Leuchtpunkt? Geht gar nicht! Wenn man zum ersten Mal mit einen regelbaren Leuchtpunkt in der Mitte des ZF gejagt oder am Schießstand geschossen hat, will man nichts Anderes mehr. Wenn plötzlich Wild aus der Deckung bricht und Dein Puls auf 180 schnellt, hast Du überhaupt keine Zeit, Fadenkreuz oder gar mit freier Visierung (also ganz ohne Hilfsmittel klassisch Kimme & Korn) optisch mittig finden, mit Stück überscheiden und Schuss antragen oder hast eben jahrelange Erfahrung so zu jagen. Aber jetzt kommt wieder der feine Leuchtpunkt ins Spiel: Nicht mehr darüber nachdenken, dass sich das “crosshair”, wie der Engländer zum Fadenkreuz sagt, mit dem Wildkörper deckt – einfach den kleinen Punkt zum Zielen benutzen. Wo der Punkt ist, geht auch die Kugel hin! Sicher! In der Bewegung natürlich “vorhalten”, also einen Tick in Laufrichtung vor das Stück zielen, je nach Entfernung mehr oder weniger. Hast Du ja (hoffentlich) so in der Jagdschule gelernt! Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass man den Dot (Leuchtpunkt) am Besten stufenlos von mittelhell für morgendliche Jagd und diesige Tage bis grell-hell für Jagd in der prallen Sonne des Hochsommers bei z.B. der Maissauenjagd regeln kann. Parallaxe: Das Glas sollte über den gesamten Schussbereich also bis ca. 100m keinen Fehler möglich machen. Wie geht das? Hier ein schönes Video von aimpoint.
MOA: Weiter wichtig ist die Größe des Punktes, da der Leuchtpunkt nicht Teile vom Wildkörper verdecken soll – hier ist kein sicheres Zielen mehr möglich und wird sich irgendwann rächen, wenn das Stück abspringt mit einem Gescheideschuss (in den Verdauungstrakt) und nicht in die Kammer (wo sich u. A. die für einen schnell letalen Schuss zu treffenden, gut durchbluteten Organe wie Herz und Lunge befinden) oder einem Lauf- oder Äserschuss und eine, oft stunden- oder gar tagelange Nachsuche nach sich ziehen kann. Zum waidgerechten Jagen gehört nicht nur der Wille, sondern auch das richtige Material. Wir empfehlen die Größe 2 MOA für die Leuchtpunktgröße. Alles andere ist eher zum sportlichen Schießen, aber nichts für die Jagd. Man merkt außerdem hier sehr schnell den Unterschied von 250 Euro zu 800 Euro-Gläsern!
Batterie: Achte darauf, dass Dein mit Leuchtpunkt ausgestattetes ZF eine Standardbatterie benötigt, und nicht irgendwelche teuren Ohren-Akustiker-Sondertypen. Als Standard gilt heute CR 2032, CR 2016, CR 2025, CR 123 usw. Diese CR-Batterien sind nicht wiederaufladbare Batterien, das verhindern elektronische Bauteile im Inneren, also gar nicht erst versuchen, solche Batterien wieder zu laden. Das “C” bedeutet übrigens Lithium-Mangandioxid, das sind die zwei Schichten im Inneren der Batterie, die für uns die Energie erzeugen; das “R” steht ganz einfach für Rund, nicht wie bei den Patronen für “Rand”. Die Zahlen 2032 bedeuten z. B. 2,0 mm dick und 32 mm Außendurchmesser der Batterie. Einige Hersteller der Zieloptiken haben auch automatische Abschaltungen eingebaut oder Laufzeiten bis zu 5 Jahren mit einer Batterie wie aimpoint zum Beispiel.
Garantie: Mindestens 10 Jahre, 30 Jahre Garantie findest Du aber auch im unteren Preissegment, z. B. bei VIXEN.
Zusammenfassung Drückjagd, Treibjagd, Pirsch
Unsere Empfehlungen:
Gäser mit Leuchtabsehen auf 2. Bildebene, Vergrößerung 1-6, Objektivdurchmesser 24mm und 30mm Ringmontage:
Gerade für JJ zählt doch der Euro, klasse Glas, 30 Jahre Garantie und günstig: 1-6x24mm -Kosten/Nutzensieger
Die Premiumklasse bietet hier eindeutig Swarovski mit dem Z8i 0,75-6×24 und etwas günstiger, aber genauso gewaltige Qualität das Kahles Helia 1-5x24i
Ganz klein und handlich mit reinem Rotpunkt: Glas mit Leuchtpunkt ohne Parallaxe bis 100m , Vergrößerung 1-fach fest, Objektivdurchmesser 39mm
Unsere Empfehlung: Auch für JJ noch bezahlbar, hochwertiges Glas, 10 Jahre Garantie: Aimpoint 39mm-Drückjagd-Glas